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Biografie

Rimantas Šulskis (1943 - 1995)

Rimantas Antanas Šulskis wurde am 3. Juni 1943 in Kaunas geboren. Im Jahr 1963 hat er die 2. Mittelschule in Kaunas absolviert. Nach dem Abitur hat er eine Zeit im Pramprojekt in Kaunas gearbeitet. Von 1964 bis 1967 hat er in der Sowjetarmee gedient. Von 1967 bis 1968 war er als Technischer Zeichner im Industrie-und Planungsinstitut tätig. Von 1968 bis 1974 hat er in der Fakultät der Bildenden Kunst am Lehrstuhl der Bildhauerei in Vilnius studiert. 1974 hat er das Studium im Institut beendet, wo er die Qualifikation eines Bildhauers und Pädagogen erlangt hat. Von 1975 bis 1989 hat er in der Kinderkunstschule in Kaunas gearbeitet.

„In der Mittelschule lernte er einfach, wie ein Lehrer über solche Schüler meistens sagen: „Ein gutes Kind, aber ein schlechter Schüler". In der Sowjetarmee hat er drei Jahre gedient, während dieser ganzen Zeit ist er niemals nach Hause zurückgekehrt, aber er hat optimistische Briefe geschrieben. Er war sehr empfindlich, bescheiden und ruhig, er hat immer gemieden zu prahlen oder zu reklamieren, er wollte mit niemandem über sich selbst sprechen. Über seine Arbeiten hat er nicht gesprochen und sie nicht erklärt, er hat gesagt: „Man muss für sich selbst die Kunst schaffen, weil jeder Betrachter selbst finden muss, worum es sich handelt... Der Künstler sucht nach dem, was er selbst nicht weiss, wenn man im Schaffen eine Richtung einschlägt, folgt man nach ihr, was du dir vorstellst, findest du..."

Der Vogel ist sein Bild, als ein Symbol der Freiheit."

Antanas Šulskus, der Vater des Bildhauers

„ Er liebte Sport, er war gross gewachsen, tat sich aber nie hervor, obwohl er in der Klasse in keinem Rückstand war. Schweigsam und ruhig hatte er einige Freunde, die nicht mit ihm in der derselben Klasse gelernt haben. Während der Unterrichtspausen las er Bücher- er hat immer mit gesenktem Kopf gelesen, deswegen hatten ihn die Klassenfreunde „kopfloser Reiter" genannt. Er war kein Komsomolzer- das hat er so erklärt: „meine Überzeugungen erlauben mir das nicht." Er mochte keine grossen Gesellschaften, er ging in keine Versammlungen und er nahm nie an etwas teil. Er war so geboren und er bemühte sich nicht, sich zu ändern...Deswegen hat man ihn nicht gern gehabt. Er war die ganze Zeit ein Ärgernis für die Staatssicherorgane. Damals hat er „Die katholische Chronik" versteckt, Angestellte der Staatssicherorgane haben in seinem Haus eine Durchsuchung gemacht, sie haben dort das Buch von A.Sacharov gefunden und das konnte mit den Ereignissen von R. Kalanta zusammenhängen sein- dann wurden noch viele Durchsuchungen gemacht. Er hatte es schwer, in die Ausstellungen hineingenommen zu werden. Am Anfang wurden seine Arbeiten abgelehnt. Darunter litt er sehr. Obwohl er als Mensch sehr verschlossen war, wünschte er Wertschätzung und Anerkennung.

 „(...) Er beeilte sich sehr vor dem Tod und er arbeitete, obwohl er einen Krampf in den Armen hatte...(...)Mit seiner Schöpfung war er ein Widerstandskämpfer. Rimas hat eine Herausforderung der Sowjetzeit und im Allgemeinen dem sterblichen Menschenschicksal geworfen."

Aušra Marija Šulskienė, die Ehefrau des Bildhauers  

 „Er war sehr tolerant und er hatte keine Angst, Verantwortung auf sich zu nehmen. Er war ein Dissident und der einzige unter den Künstler, der sich offen gegen die Macht stellte. Er war höllisch fleissig. Seine Wille war sehr stark- gegen sich selbst übte er keine Nachsicht und er richtete keine Aufmerksamkeit auf Nebenschächlichkeiten. So hatte er ein klares Ziel (ein seltener fall, wenn der Mensch ein Ziel hat) und er strebte ihm nach, er war eine ungewöhnliche Persönlichkeit. Niemandem gelang es, in seine Seele einzudringen. Er liebte es nicht, nur zu trösten oder fremdes Jämmern anzuhören, sofort hatte er sich zur Hilfe angeboten. Auch hatte er ein ungezwungenes Gefühl des Humors, es genügten ein paar Worte, um jemanden zu „entkleiden". Er war kein Bohemien. Seine Tätigkeit hat er auch nach dem Institut fortgesetzt, weil er seine Arbeit fanatisch liebte. Seine Gesundheit hat nicht er in Betracht gezogen, er war geduldig und alles hat er selbst erlitten. Vor dem Tod, als er schon sein Schicksal gewusst hat, bemühte er sich schneller, sich zu realisieren und alles auszusagen. Er begann über die Lebensauffassung anders zu sprechen, so erschienen die Motive eines Vogels, Baums- ein Zusammenhang des Menschen und der Natur..."

Stasys Žirgulis, skulptoriaus bendrakursis



 

„Während des Sowjetarmeedienstes hat er die Gesundheit verloren (er arbeitete auf dem Bauplatz und grub Kanäle). Rimantas Šulskis hat unter der Sowjetmacht gelitten. Er war mit dem Dissidenten Bronius Gajauskas befreundet. In seinem Haus wurde eine Durchsuchung gemacht, und er wurde verhört (man fand die Schriften von Solženicin).

Er hat eine unheizbare Werkstatt bekommen, und dort hämmerte er sein „Kupferkönigreich".

Jeden Tag arbeitete er: hämmerte und hämmerte und so bis zum Tod. Er sah sehr schwach aus, aber er hat weiter gearbeitet, obwohl er sehr kränklich war. Sein ganzes Leben galt dem Schaffen. Er war immer ernst und gesammelt, ihm hat die deutsche Kultur imponiert, er las auch viel deutsch. Sein Humorgefühl war ungewöhnlich, er liebte zu scherzen, aber er blieb ernst, kein schlampiger Mensch, kein Narr. Seine Ideen waren überlegt und ausgereift. Oft hat er gesagt, dass man jede Arbeit aufmerksam ausführen muss, dass es sehr wichtig ist, sich anzustrengen, um das Handwerk zu verstehen. Er war einfach Arbeitsmensch.

Rimantas war auch ein Künstler, wie es sie selten gibt- kein tag ohne treibende  Schläge, ohne Modellierung, ohne Arbeit...Und er verstarb beinahe mit dem Hammer in der Hand."

 Prof. Edmundas Saladžius, Freund des Bildhauers

„Er versuchte nicht, zu kritisieren, das machte er sehr vorsichtig, er war tolerant und er hat nie seinen Willen aufgezwungen. Er war ohne Zweifel ein willensstarker Mensch. Pedantisch und deutsch. Am Ende seines Lebens begann er "a la prima" zu modellieren".

Danielius Sodeika, Schüler des Bildhauers

„Ich erinnere mich, dass ich Rimantas auf der Strasse in Vilnius schon schwer krank getroffen habe. Es genügte nur, in die Augen dieses Menschen zu sehen oder seinen warmen und festen Handdruck zu fühlen, als ich sofort die Banalität der beliebigen Worte begriffen habe und mein Trost irgendwo in der Kehle steckengeblieben ist. Von seinem ganzen Wesen leuchtete die Macht, er hat kein Mitleid angenommen, weil er geistig stärker war, als wir alle. Rimantas hat nur das Seelengespräch anerkannt. In der Werkstatt hatten ihn seine Freunde besucht, er hat die Kräfte und das Verständnis von seiner Famolie geschöpft, seine letzten Lebenstage in dieser Welt hat er nahe Umgang mit Professor Juozas Kėdainis erhellt. Sie hatten sich sonntags am Zusammenfluss von Neris und Nemunas neben ihrer geliebten Birke getroffen."

Violeta Jasevičiūtė, Kunsthistorikerin